seit 2016 ist das neue Kontrollgesetz (GKV-SVSG) in der Mache. Wir sollen vor dem Hintergrund der Ereignisse in der KBV besser und stärker kontrolliert werden (s. angehängte Datei). Wofür unsere Kolleginnen und Kollegen ab 1900 gekämpft haben, wird nach und nach zerstört, leider ohne jegliche Gegenwehr von der Basis. Das können KVen und Kammern nicht alleine stemmen. Da müssen wir liebe Kolleginnen und Kollegen etwas tun, demonstrieren, uns verweigern...es geht nämlich nicht ohne uns. Auch wenn der ehemalige Bundesgesunheitsminister Horst Seehofer damals als Herr Hoppenthaler das Korbmodell umsetzen wollte, meinte, er hole dann eben Ärztinnen und Ärzte aus osteuropäischen Ländern. Jetzt 2015/2016 würde er am liebsten eine Mauer um Deutschland hochziehen.
Zur Historie:
In einem offenen Brief am 25.7.1900 forderte der Leipziger Arzt Dr. Hermann Hartmann seine Kollegen auf, sich zu organisieren, um der übergroßen Macht der Krankenkassen entgegenzutreten. Die Zustimmung war groß, diktierten doch die Krankenkassen seit Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung1883 den Ärzten die Kosten der Kassenbehandlung. Hartmanns Brief führte am 13.9.1900 zur Gründung des "Verbandes der Ärzte Deutschlands zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen", auch "Leipziger Verband" genannt.
Die neue Standesorganisation schloss Tarifverträge mit den Krankenkassen ab. Erste Erfolge gab es 1906 mit dem Tarifvertrag mit der "Norddeutschen LIoyd" im Interesse der Schiffsärzte. Beim Abschluss des Berliner Abkommens 1913 war der Leipziger Verband Verhandlungsvertreter der Ärzteschaft. 1924 änderte der Verband zu Ehren des ein Jahr zuvor verstorbenen Gründers Hermann Hartmann seinen Namen in "Hartmannbund".
Die Weltwirtschaftskrise 1929 führte zueiner erneuten Zuspitzung der Auseinandersetzung zwischen Ärzten und Krankenkassen. In den heftigen Auseinandersetzungen mit den Krankenkassen ging es immer wieder um die unzureichende Vergütung der Kassenärzte.Die Reichsregierung reagierte mit einer Notverordnung. So führte sie im Juli 1930 eine Selbstbeteiligung der Versicherten in Form einer Krankenscheingebühr ein, um das System zu entlasten. Auch die Ärzte blieben nicht verschont.Eine weitere Notverordnung vom 1.12.1930 sah u.a, eine Zulassungsbeschränkung bei der Neubesetzung von Kassenarztsitzen vor. Der Hartmannbund reagierte prompt mit einer Großkundgebung in Berlin am 9.12.1930. Auch die Krankenkassen konnten in Zeiten der Krise nicht mehr auf ihre priviligierte Stellung vertrauen. Sie mussten erhebliche Eingriffe nin ihre Autonomie und Selbstverwaltung befürchten.
Als die Regierung imFrühjahr 1931 mit der Verstaatlichung des Gesundheitswesens drohte, wurde die Beteiligten an einen Tisch gebracht. Das Ziel der Verhandlungen des Jahres 1931 konnte nur sein, die ärztliche Versorgung der Versicherten auf Dauer sicherzustellen und stabile Verfahren der Konfliktregelung zu etablieren.
Nach zähen Verhandlungen fanden die Kontrahenten einen Kompromiss, den die Regierung am 8.12.1931 in Form einer präsidialen Notverordnung auf den Weg brachte, eine völlige Neuordnung der Krankenversorgung. Kassen und Ärzteschaft hatten sich auf eine Kopfpauschale geeinigt, deren Entwicklung sich an den Reallöhnen orientierte, ein weitreichendes Zugeständnis des Hartmannbundes und bedeutete den Verzicht auf die Einzelleistungsvergütung. Die Krankenkassen verpflichteten sich im Gegenzug, Kollektivverträge mit der Ärzteschaft abzuschließen und eine mit öffentlich-rechtlichem Status versehene Vertretung der Ärzte zu akzeptieren: Die "Kassenärztlichen Vereinigungen" (1.1.1932).
Ein Jahr nach Gründung der KVen ändert sich durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten die Situation für die ärztliche Selbstverwaltung dramatisch. Im August 1933 werden die Einrichtungen "gleichgeschaltet" und in der Kassenärzlichen Vereinigung Deutschlands (KVD) zusammengefasst. Die KVD unterstützt wie andere ärztliche Standesorganisationen auch die nationalsozialistische Rassenpolitik und beginnt noch im selben Jahr, jüdische Ärzte aus der Kassenpraxis zu drängen. 1938 wird den jüdischen Ärzten die Approbation entzogen.
Nach dem Ende des Zeiten Weltkriegs im Mai 1945 organisieren die KVen die medizinische Versorgung der notleidenden Bevölkerung.Eine klare gesetzliche Grundlage lässt jedoch lange auf sich warten. Erst 1955 verständigen sich Politik, Kassen und Ärzteschaft auf einen tragfähigen Kompromiss.
Passend dazu: Auf dem 119. Deutschen Ärztetag 2016 in HH hat Heidrun Gitter, Kammerpräsidentin in Bremen, "Mut zum Widerstand" gefordert und der Präsident der Bundesärztekammer Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, sagte in einer Rede
"Mit Verlaub - Sie müssen auch mitmachen": Gerade diesen Satz möchte ich Ihnen liebe Kolleginnen und Kollegen wärmstens an's Herz legen, nämlich hier auf dem Portal auch mitzumachen. Nur daraus kann sich dann gut informiert ein Widerstand entwickeln.