Ist die Digitalisierung eine Chance, uns vom bürokratischen Aufwand zu entlasten?
Wird aus dem Arztberuf ein Büro-Job, werden wir zu Marionetten der Kr`kassen?
- 512 Aufrufe
- Letzter Beitrag 04 Juli 2018
Wird der Arztberuf zum Bürojob?
Aktuellen Studien zufolge verbringen Ärzte deutlich mehr Zeit vor dem Bildschirm als mit ihren Patienten. Kann so noch eine hohe Versorgungsqualität gewährleistet werden?
Praxisärzte sitzen fast die Hälfte der Arbeitszeit am Computer
Eine amerikanische Studie beobachtete 57 niedergelassene Ärzte aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Kardiologie und Orthopädie über einen Zeitraum von insgesamt 430 Arbeitsstunden.1 Während der Öffnungszeiten der Praxen verbrachten die Ärzte dabei im Durchschnitt nur 27 % ihrer Zeit im direkten Kontakt mit ihren Patienten. Rund 49 % ihrer Zeit nutzten die Ärzte dagegen für die Bearbeitung der elektronischen Patientenakte und andere Büroarbeiten.1
Vergleichbare aktuelle Studien unter niedergelassenen Medizinern in Deutschland fehlen bisher. Allerdings erstellt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) seit 2013 einen jährlichen Bürokratieindex.2 Im ihrem Bericht von 2017 gibt sie die Arbeitsbelastung niedergelassener Ärzte durch bürokratische Aufgaben mit über 54 Millionen Stunden an. Bei rund 170.000 niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten in Deutschland entspricht dies etwa 318 Stunden pro Arzt – oder fast 40 Arbeitstagen.2,3
Klinik: 5,2 Stunden Computerarbeit für 1,7 Stunden mit den Patienten
Ebenso deutlich zeigt sich das Ausmaß des Aufwands für Computerarbeiten bei Ärzten, die in Kliniken tätigen sind. Eine aktuelle Studie untersuchte die Aufteilung der Arbeitszeiten von 36 Schweizer Klinikärzten aus dem Bereich der Inneren Medizin. Diese wurden dazu insgesamt 696,7 Arbeitsstunden lang überwacht.4 Das Ergebnis: während einer im Schnitt 11,6 Stunden dauernden Tagesschicht verbrachten die Ärzte 5,2 Stunden mit Computerarbeiten und nur 1,7 Stunden in direktem Kontakt zu ihren Patienten.4
Eine Befragung in deutschen Kliniken ergab, dass Klinikärzte 44 % der Arbeitszeit für Dokumentation und bürokratische Aufgaben aufwenden.5 Diese Zeit fehlt den Ärzten im persönlichen Kontakt mit den Patienten. Dabei ist gerade dieser Kontakt laut einer Studie für die Jobzufriedenheit von Ärzten besonders entscheidend.6
Chancen und Risiken durch Digitalisierung
Die KBV betont in ihrem Bürokratieindex, dass die Digitalisierung in der Medizin eine einmalige Chance biete, Ärzte von bürokratischem Aufwand zu entlasten.2 Aktuell überwiege allerdings häufig das Gegenteil: So enthalte das E-Health-Gesetz neue Informationspflichten, die einen Mehraufwand für Ärzte bedeuteten. Daneben kann die Digitalisierung auch zu einer Mehrbelastung durch eine Doppeldokumentation führen.7 Auch die Umstellungsphase kann Probleme mit sich bringen. Bürokratieabbau brauche verbindliche Ziele, heißt es im KBV-Report weiter. Richtig umgesetzter Bürokratieabbau könne die Versorgungsqualität erhöhen und schaffe mehr Freiräume für Ärzte.
Suche
Kategorien
- Alle Kategorien
- Dr. Werner Braunbeck
- KV WAHL 2022
- So funktioniert's
- Ärzte helfen Ärzten
- Ärzte unterstützen ihre Patienten und Patienten ihre Ärzte
- KBV
- Fragen an Prof. Dr. jur. Edgar Weiler
- KV RLP
- Wir müssen/können uns wehren!
- Politik, Kr'kassen, DKG
- LÄK RLP
- Bundesärztekammer
- Corona
- Staatsanwalt
- GOÄ
-
Praxis - Themen
- Entlassmanagement
- Up-Coding und Selektivverträge
- AIS, Mischpreis
- Arznei-Heil-Hilfmittel
- Behandlungsfehler
- Regresse,Prüfungen,SG Verfahren..
- Geriatrie
- Patientenrechte
- Praxis-Urlaub/ Vertreter
- Labor
- Arztbewertungs-Portale
- Palliativmedizin
- Bürokratie
- Neuer Stuhltest
- Datenschutz
- Behandlungspflicht
- Medikationsplan
- Honorar und EBM
- Telematik,Digitalisierung,eHealth, Videosprechstunde...
- Terminservicestelle
- Medizinstudium,Weiterbildung,Niederlassung
- Sektorübergreifende Versorgung
- Öffentlichkeitsarbeit
- LandesSeniorenVertretung RLP
- Reizthemen
- Psychotherapie
- Bundestagswahl 2017
- Landtagswahl RLP 2016
- Kammer Wahl 2016