Meiner Meinung nach ist das Bewerbungsverfahren für Medizin, so wie es jetzt ist, ungerecht und vor allem relativ ungeeignet.
Die Abiturnote gibt einen viel zu großen Ausschlag bei der Auswahl der Studenten. Natürlich ist es einerseits fair, wenn Schüler, die sich anstrengen, ein gutes Abi zu schreiben, um danach Medizin studieren zu können, für ihre Mühe auch belohnt werden. Andererseits sagt die Abinote absolut nichts darüber aus, ob man später ein guter Arzt wird oder nicht. Was fürs Abi erwartet wird, hat nichts mit dem Medizinstudium und dem späteren Arebtisalltag als zu tun.
Die Aufteilung des Bewerbungsverfahrens in 3 Quoten ändert daran auch nicht viel, da die Abinote im Auswahlverfahren der Hochschulen immer noch den Ausschlag gibt bzw. manche Unis hier einfach weiter nur nach der Note gehen und keine sonstigen Kriterien gelten lassen.
Dabei haben so viele andere Dinge einen Einfluss darauf, ob man ein guter Arzt wird: soziale Kompetenz, Empathie, etc. Diese Qualitäten finden im jetzigen Bewerbungssystem viel zu wenig Berücksichtigung. An manchen Unis gibt es zwar Bewerbungsgespräche, einige prüfen sogar bestimmte soziale Kompetenzen in ihren Bewerbungsverfahren, doch den meisten Bewerbern bleibt die Chance verwehrt, sich hier zu beweisen, da die Plätze im Auswahlverfahren sehr beschränkt sind und selbst hier oft die Abinote eine große Rolle spielt.
So werden viele Bewerber, die vielleicht hervorragende Ärzte werden würden, entmutigt.
Auch wer eine Berufsausbildung im medizinischen Bereich abgeschlossen hat, ein FSJ o.ä. absolviert hat, und somit offensichtlich motiviert und entschlossen ist, Medizin zu studieren, muss teilweise 7 Jahre auf seinen Studienplatz warten, weil die Abinote 'zu schlecht' ist. Und das ist ja bereits im 1,x-Bereich der Fall.
Ich finde, das Bewerbungsverfahren gehört überarbeitet. Die Abiturnote darf nicht den Ausschlag geben bei der Auswahl der zukünftigen Ärzte. Denn nur weil man kein Abi von 1,0 hat, heißt das bei weitem nicht, dass man das Studium nicht schafft. So aber haben viele motivierte Bewerber mindestens 7 Jahre lang keine Chance, einen Studienplatz zu bekommen.
Stattdessen sollte mehr Wert auf die sozialen Kompetenzen, Empathie, Motivation, Durchhaltevermögen etc gelegt werden, zum Beispiel durch mehr Bewerbungsgespräche im Auswahlverfahren (was zugegebenermaßen sehr zeitaufwendig ist). So würde es mehr jungen Menschen möglich, das Medizinstudium überhaupt zu beginnen. Ob sie den Anforderungen des Studiums dann gerecht werden, lässt sich nicht von vornherein an ihrer Abinote ablesen. Und dich denke, dass dadurch sogar mehr Studenten das Studium abschließen würden, da dadurch mehr Leute die Chance zu studieren bekommen würden, die auch wirklich fest entschlossen sind, Arzt zu werden und wissen, worauf sie sich mit diesem Studium einlassen.